Erstmals in der Vereinsgeschichte haben sich Sportler des RSV Schleißheim für die Weltmeisterschaften im Kunstradfahren qualifiziert und damit nicht genug: sie wurden auch noch Vize-Weltmeister und machten so ein Wintermärchen wahr. Bereits in der Qualifikation haben Stefanie Dietrich und Robert Schmidt mit konstanten Leistungen um die 135 Punkte einige deutsche Spitzenfahrer, darunter die letztjährigen WM-Dritten, geschlagen und sich neben den amtierenden Weltmeistern aus Klein-Winternheim (Rheinland Pfalz) das 2. WM-Ticket gesichert. Meist fand die Weltmeisterschaft auf europäischem Boden statt, doch diesmal ging es nach Asien. Ca. 10.000 km sind es nach Johor Bahru an der Südspitze der malaysischen Halbinsel, in Sichtweite von Singapur. Nach 11 Stunden Flug folgten nochmal 3 Stunden Busfahrt von Kuala Lumpur Richtung Süden ehe der Tross aus Aktiven, Betreuern und einer kleinen Schar treuer (Familien-)Anhängseln sein Ziel erreichte. Bevor an Shoppen oder gar Sightseeing gedacht werden konnte, mussten zuerst noch die Fahrräder, die komplett zerlegt in Kartons, Taschen bzw. Koffern mitgereist waren, zusammengeschraubt werden. Auch die großzügige Halle wollte in Augenschein genommen werden. Gleich in der Nähe des Hotels fand sich sehr zur Freude der Sportler ein deutschstämmiger Italiener, sodass Niemand auf vertrautes Essen verzichten musste und so gestärkt in das Wettkampfgeschehen einsteigen konnte. Gleich nach der Eröffnungszeremonie am Freitag mit dem Einmarsch der 13 Nationen wurde es für die beiden Oberschleißheimer im 2er Kunstrad offene Klasse ernst. Als Yuangsters konnte sie ganz unbelastet an diesen Wettkampf herangehen, hatten sie doch eigentlich ihr Ziel mit der Reise nach Malaysia schon erreicht. Auch der Hallenboden des Stadium Perbandaran Pasir Gudang wurde für brauchbar befunden. Im Vorlauf stellte sich dann doch etwas Magengrummeln ein, schließlich ging es ja nicht um irgendein Turnier. Die Beiden meisterten ihr Debut jedoch souverän und zeigten manchem alten Hasen wie alles klappen kann. Die Kampfrichter hatten an ihrer Kür im Vorlauf wenig auszusetzten (133,89 Punkte) und so fanden sich Stefanie und Robert eine gute Stunde später im Finale der besten 4 wieder. Hier gaben die Schweizer Hammerschmidt/Burri mit 124,38 Punkten eine solide Grundlage vor. Ein ähnliches Ergebnis hatte das folgende Hongkonger Paar Yu/Ip zwar in der Vorrunde auch erzielen können, was allerdings im Finallauf nicht mehr glücken sollte. Neben Problemen bei den Drehungen auf 2 Rädern kam noch ein Sturz vom Obermann beim Lenkersitzsteiger/Schulterstand rückwärts dazu, sodass sie mit 112,66 ausgefahrenen Punkten hinter die Schweiz zurückfielen. Bei Dietrich / Schmidt war indes alle Nervosität verflogen, so schien es zumindest, alles lief wie am Schnürchen. Hatten die 3 Kampfgerichte vorher noch einige Beanstandungen gehabt, so fanden sie im Finale nur noch wenig Anlass für Punktabzüge, sodass jetzt sogar 139,89 Zähler auf der Anzeigentafel standen, die Ergebnisse der Qualifikation waren damit auch getoppt. Trainer Michael Grädler hat es meisterhaft verstanden, dass sich die beiden Sportler nach 9 Monaten Vorbereitung auf den Tag topfit präsentieren konnten. Gelassen konnten sie als Führende auf der Siegercoach platznehmen und sich gedanklich schon als Vize-Weltmeister fühlen, denn es folgten als letzte Starter nur noch die amtierenden Weltmeister ebenfalls aus Deutschland, die ihre Kür erwartungsgemäß mit deutlichem Punktevorsprung beendeten und ihren Meistertitel damit zum 2. Mal verteidigten. Doppelsieg für Deutschland ist schon ein traumhafter Turnierstart, wie eigentlich die ganze Veranstaltung traumhaft war. Ein Wintermärchen eben! Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir alles so richtig begriffen haben , resümiert Stefanie und nutzt wieder zurück im kalten Deutschland nun die Wettkampfpause nach der WM, um sich dem versäumten Schulstoff zu widmen.